Mir ging’s generell um die Spielweise. Und da spielt es keine Rolle ob 5-3-2, 4-1-4-1, 4-4-2 ... wir spielen seit Monaten / Jahren Rotz. Und um die Erwartungshaltung und den Umgang.
Schon klar, nur wird sich das thematisch immer stark vermischen. Die Spielweise hängt stark an der taktischen Einstellung bzw. Aufstellung. 4-1-4-1 bringt eine andere Spielweise mit sich als 5-2-3-1, usw. Daher fand ich einen weiteren Thread an der Stelle deplatziert, sonst wäre die gleiche Diskussion an zwei Fronten entstanden. So etwas wollen wir grundsätzlich gerne vermeiden, damit alle immer wissen, wo welches Thema zu finden ist.
Zum Topic:
Ja, unser Spiel ist mitunter nicht schön anzusehen. Und ja, oft hat man den Eindruck, dass wir offensiv ohne jeden Plan agieren. Was man dazu zunächst immer sagen muss: Wir sind FC-Fans, in voller Länge schauen wir primär die Spiele des FC und blicken, was den FC angeht, natürlich immer auch durch eine gewisse Brille. Oftmals durch eine besonders kritische, weil man vom eigenen Verein natürlich besonders gerne schönen Fußball sehen möchte. Ich bin mir recht sicher, die Spieltags-, Spieler und Trainer-Threads der meisten anderen Vereine sehen exakt wie unsere aus, fast egal wo diese in der Tabelle stehen. Das ist die "normale" Fanbrille. Natürlich ist das beim FC gerechtfertigter als bei Dortmund oder Bayern, aber das Phänomen betrifft eben nicht nur uns.
Was man mit Blick auf die Zahlen schon mal festhalten kann: Dafür, dass wir am 9. Spieltag unseren ersten Sieg holten und davor vornehmlich verloren haben, stehen wir in Sachen Tordifferenz recht gut da. Bielefeld, Schalke und Mainz sind da deutlich schlechter unterwegs und haben auch allesamt mehr Tore kassiert, genau wie 5 weitere Teams in der Liga. Gladbach auf Platz 7 hat wie wir auch 22 Gegentore kassiert. Wir haben defensiv also mehr richtig gemacht als viele Teams und das ist schon mal ein sehr, sehr wichtiger Punkt. Richtig unter die Räder sind wir nur einmal gegen sahnig aufgelegte Pillen geraten, ansonsten haben wir defensiv meist immer recht solide gestanden und Tore oft nur durch einen individuellen Schnitzer kassiert - was natürlich ärgerlich genug ist.
Unser Problem ist also eher in der Offensive zu verorten. Nur Bielefeld und Schalke schossen weniger Tore. Wir haben nun mehrfach beobachtet, wie Andersson oder Modeste vorne drin komplett verhungerten, weil wir beide nicht mit für sie sinnvollen Bällen gefüttert bekamen. Nach der Umstellung auf eine taktische Variante ohne klassischen Stürmer, sah es plötzlich besser aus. Gegen Dortmund gewannen wir zwar "nur" durch zwei Standardsituationen, dafür gelangen gegen VW und Mainz drei Tore aus dem Spiel heraus. Wenn vorne ein Stürmer drin steht, fehlt uns offenkundig die Flexibilität. Wir kommen ohne einen weiteren Spieler, der sich ins Mittelfeld zurückfallen lässt und als Anspielstation dient, nicht zu gefährlichen Szenen. Zudem sind unsere Außen offenkundig keine Flanken-Götter, um es mal vorsichtig auszudrücken. Und ohne gutes Futter für den Strafraum werden Modeste und Andersson weiter wie Fremdkörper wirken. Zusätzlich hapert es am Umschaltspiel, denn auch Konter spielen wir im Grunde nie sauber zu Ende. Auf eine Balleroberung im Mittelfeld rücken entweder nicht schnell genug andere Spieler nach, der ballführende Spieler rennt sich fest, man spielt einen katastrophalen Pass in die Beine des Gegners - oder eine Kombination aus mehreren dieser Punkte.
Gegen Fehlpässe und schlechte Flanken kann man etwas tun. Gegen schlechte Abstimmung und Laufwege kann man etwas tun. Nur halt nicht von heute auf morgen. Die Priorität musste zunächst lauten, defensiv sicherer zu stehen und die letzten paar fehlenden Prozent zu stabilisieren, die uns zuvor noch Niederlagen bescherten. Was ich sagen will: Ich glaube, wir werden hier Stück für Stück besser werden. Nur fallen die Schritte kleiner aus, als uns allen vielleicht lieb wäre. Abgeschrieben habe ich jedenfalls weder Trainer noch Mannschaft. Ich bin weiter fest überzeugt, dass wir nicht absteigen werden. Ob wir bis dahin schönen Fußball sehen, ist mir relativ egal, der Klassenerhalt hat Priorität. Ich schrieb es schon mal: Ohne Kontinuität bei den handelnden Personen wirst du hier nicht nachhaltig etwas aufbauen - auch spielerisch nicht. Jagen wir den Trainer vom Hof, fangen wir letztlich wieder bei null an, gleiches gilt für den Manager. Jeder neue Kopf bringt auch neue, eigene Vorstellungen mit, die sich mit dem ursprünglichen Plan nicht unbedingt decken werden. Und dann geht der gleiche Spuk wieder von vorne los. Und auch hier wieder das Beispiel Stöger/Schmadtke, die als einziges Team seit langer Zeit mal über einen vernünftigen Zeitraum in Ruhe arbeiten konnten. Daraus entstand unsere erste Europapokalteilnahme seit knapp 30 Jahren. Was danach kam ist bekannt, aber das ändert nichts an meinem Punkt. Lasst die Leute arbeiten, dann wird auch unser Spiel sich verbessern. Davon bin ich überzeugt.