Peter Stöger hat den 1.FC Köln verlassen. Und es gibt kaum einen, der nicht ein wenig traurig ist. Der Wiener hat fast 4,5 Jahre beim FC gedient und man wird sich an ihn erinnern. Erinnern wegen seiner Erfolge, erinnern wegen
seiner Art. Seiner Seriosität, seiner Menschlichkeit, seiner Loyalität.
Mancher Trainer hier in Köln hat eine Visitenkarte hinterlassen, die man dem guten Herren am liebsten rechts und links um die Ohren gehauen hätte - Peter Stöger hat Fussstapfen hinterlassen, die überdauern werden. Ich will
mal versuchen seine Zeit hier etwas nachzuzeichnen - nennen wir es eine Hommage.
Der 1.FC Köln startet also zur Saison 2013/14 in die neue Zweitligasaison auch mit einem neuen Trainer, nachdem der alte - Holger Stanislawski - einigermassen überraschend seine Demission bekannt gegeben hat. Stöger -ehemaliger Nationalspieler Österreichs und mit Austria Wien österreichischer Meister gegen das übermächtige RB Salzburg - kommt mit gewissen Vorschusslorbeeren. Die bewahrheiten sich erst einmal nicht. Drei Remis zum Auftakt in der Zweitliga, dann folgt er erste Sieg. Marcel Risse erzielt einen Doppelpack zum 2:0 gegen Sandhausen. Aber Stöger und seine Mannschaft sind dann richtig in der Spur und erst am 14ten Spieltag muss Peter Stöger seine erste Niederlage einstecken. 0:1 in Bochum und die erste Heimniederlage folgt sogleich: o:1 gegen Ingolstadt. Aber da hat man schon längst den Eindruck: dieser ^1.FC Köln unter diesem Trainer - mit denen ist zu rechnen. Folgerichtig wird der FC am 7.12.2013Herbstmeister. 33 Punkte und ein Torverhältnis von 26:7(!!!) sind die Bilanz. Stöger`s Fussball basiert auf gutem Defensivverhalten, so einfach ist das. Nicht immer attraktiv, aber sehr effektiv.
Am 21.04.2014 macht der FC in folgender Aufstellung die Bundesligarückkehr perfekt: Horn Brecko Maroh Wimmer Hector Lehmann Matuschyk Nagasawa Halfar Peszko Helmes. Eingewechselt werden Risse, Ujah und Gerhardt und
das Endergebnis ist 3:1 in Müngersdorf. Nach 34 Spieltagen ist der FC souveräner Meister. 68 Punkte und 53:20 Tore. Zu Hause hat Köln gerade mal 8 Tore kassiert.
Sein erstes Bundesligaspiel absolviert Stöger im August 2014 gegen den HSV und es endet 0:0. Der Kern der Mannschaft ist die Zweitligamannschaft und diese Geschlossenheit bewährt sich. Erst am 5ten Spieltag kommt die erste
Niederlage und der FC marschiert einigermassen unangetastet durch die Spieltage Tabellenelfter mit 19 Punkten. Stöger versteht es immer wieder, seine Mannschaft in kritischen Situationen auf den Punkt zu konzentrieren und
bevor es dann wirklich einmal kritisch wird - punktet der FC. Und kann am 32ten Spieltag den Klassenerhalt nach einem 2:0 gegen Schalke feiern. Horn Brecko Maroh Wimmer Hector Lehmann Vogt Risse Nagasawa Osako Ujah bilden die Startfomation. Der FC wird letzten Endes 12ter mit 40 Punkten.
Ujah verlässt den FC zur neuen Saison - der FC hat Anthony Modeste aus Hoffenheim geholt. Ein Stürmer, der mit Skepsis gesehen wird - in Hoffenheim hat er es an Kontinuität vermissen lassen. Stöger setzt auf Modeste und der
lohnt es ihm und dem FC. Nach fünf Spieltagen und einem 1:0 gegen Gladbach ist der FC 5ter der Tabelle. Es kommt in dieser Saison zu Dingen, die man kaum vergisst: ein Heimspiel gegen Hannover geht verloren, weil der
Hannoveraner Spieler Andreasen für ein fast unverschämtes Handspiel nicht nur nicht verwarnt wird, sondern mit dem 1:0 Siegtreffer belohnt wird. Gegen Augsburg verliert man ein Heimspiel, weit der Augsburger Torwart Hitz
in infamer Weise so den Elfmeterpunkt bearbeitet, daß Schütze Modeste beim Elfer ausrutscht. Das Stadion kocht vor Wut. Kochen tut es auch am 19.12.2015, als der 1.FC den Tabellenzweiten Dortmund nach Rückstand durch
Tore von Zoller in der 83ten und Modeste in der 90ten Minute mit 2:1 besiegt. So ist man 9ter nach der Hinrunde und die Entwicklung der Mannschaft ist unverkennbar. Der Weg des FC geht schnurstracks durch die Saison, man
kommt kaum in Verlegenheiten und vermeldet bereits am 31ten Spieltag 40 Punkte und wird am Ende der Saison 9ter. Stöger macht nicht viel falsch, aber viel richtig - das ist die Meinung von Experten, Anhängern und vor allem
der Verantwortlichen beim FC.
Für das Jahr 2016/2017 hat man sich Kontinuität und das Erreichen von 45 Punkten auf die Fahne geschrieben. Anthony Modeste meint, daß es schön wäre wenn er denn wieder 15 Tore schiessen würde. Man startet die Saison mit
einem verdienten 2:0 gegen Darmstadt. Ist nach einem 3:1 auf Schalke am 21.09.2016 Tabellenzweiter. Am 01.10. geht es zum Spitzenspiel(!!) nach München und Köln holt durch ein artistisches Tor von Modeste einen Punkt
aus der bayrischen Metropole. Stöger kassiert viel Lob ob der taktischen Einstellung seiner Mannschaft und ob des Mutes wie der FC in der 2ten Halbzeit agiert hat.
Am 19.11. gewinnt man gar beim alten Rivalen in Gladbach. Nicht unbedingt ob einer taktischen Meisterleistung, aber man gewinnt. Kessler, der für den verletzten Horn im Tor agiert, bringt eine Weltklasseleistung, Modeste
erzielt das 1:1 und Marcel Risse besorgt mit einem "Jahrhundertschuss" das 2:1 gegen konsternierte Gladbacher. Bei Halbzeit ist der FC mit 26 Punkten "voll bei der Musik".
Trotz zwischenzeitlicher Rückschläge klettert der FC dann am 26ten Spieltag durch ein 4:2 gegen die Hertha auf Platz 6. Dreimal Kölle Alaaf und dreimal Anthony Modeste. Beim FC fängt man an zu träumen und Peter Stöger
hat sehr viel zu tun, alle wieder einzufangen - was ihm mit seiner nüchternen, nonchalanten Art immer wieder gelingt. Nach 31 Spieltagen ist man 8ter und dann kommt Werder Bremen nach Müngersdorf - ein direkter Wettbe-
werber um einen europäischen Platz. Horn Klünter Soerensen Subotic Heintz Lehmann Jojic Hector Zoller Bittencourt und Modeste lautet die Anfangsformation für ein faszinierendes Spiel, welches der FC mit 4:2 gewinnt. Modeste
trifft 2 x, Bittencourt und Zoller jeweils 1x. Die Mannschaft spielt stark und Klünter, Bittencourt und Modeste überragen. Wenig später ist es so weit - Köln schlägt Mainz 2:0 und Stöger krönt 4 Jahre - der FC spielt die stärkste
Runde seit 25 Jahren und wird Tabellenfünfter. Und qualifiziert sich für den europäischen Wettbewerb.
Vor der Runde 2017/18 verliert man Modeste nach China und Manager Schmadtke schafft es nicht adäquaten Ersatz für den 25maligen Torschützen zu bekommen. Nicht nur das, sondern auch an anderen Baustellen wird nicht
ausreichend gearbeitet - Versäumnisse, die sich in der neuen Runde schnell rächen. Der FC verliert sein Auftaktspiel in Gladbach mit 1:0 und kann erst am sechsten Spieltag überhaupt punkten - 0:0 in Hannover. Die Mannschaft
erzielt keine Tore, hat ein eklatantes Verletzungsproblem bei Leistungsträgern und sackt durch die Liga. Schmadtke wirft das Handtuch. Stöger`s Position - obwohl bei Fans und Spielern anerkannt und beliebt - wird immer
schwächer. Erfolge im Pokal und Europapokal - der FC ist immer noch bei der Musik - können die eklatante Ligaschwäche nicht kompensieren. Nach dem 2:2 auf Schalke gibt man die Trennung bekannt. Die Trennung - so fällig
sie nach dem Ligastand auch ist - tut weh. Sie tut Peter Stöger weh, sie tut den Verantwortlichen weh. Sie tut den vielen Anhängern des FC weh, daran kann gar kein Zweifel bestehen. Stöger hat sich nicht nur Meriten erworben,
er hat menschlich überzeugt. Es passt ins Bild, daß er letzten Endes insbesondere daran gescheitert ist, daß er im Sommer ruhig und loyal blieb, als Manager Schmadtke schwach agierte. Das er auch loyal gegenüber Spielern
blieb, die bei Anhängern und Medien kritisch gesehen wurden - mit denen er aber Erfolge feierte. Und sie nicht fallen liess oder fallen lassen wollte. Ich erlaube mir dieses Urteil: kein Trainer nach Hennes Weisweiler(auch kein
Daum, kein Olsen) hat so gut nach Köln gepasst wie Stöger. Wir werden ihm noch Tränen hinterher weinen - ob diese Trennung nun unvermeidlich war oder nicht. Stöger hat überzeugt, Stöger wird hier in Erinnerung bleiben.
Und Peter Stöger ist ein Mensch, der immer wieder gerne zurück kommen kann. Alles Gute, Peter Stöger. Danke für ihre Arbeit, danke für ihre Art, danke für alles!!