Liebe Community,
manch einer hat sicher meinen Beitrag im Wohnzimmer gelesen, wonach mir in letzter Zeit der Spaß an diesem Forum ein Stück weit abhanden kam. Andere haben sich dieser Meinung teilweise angeschlossen und ihre Aktivität hier zumindest überdacht. Ich finde diese Entwicklung persönlich sehr schade. Ich habe die letzten Tage daher genutzt, um hier - getreu meiner Signatur - mal den stillen Mitleser zu mimen. Es ist u.a. mein Forum, daher möchte ich nicht einfach abtauchen sondern aktiv versuchen, an der Situation etwas zu ändern. Dazu soll auch dieser Thread dienen. Daher möchte ich einmal ein paar Gründe anbringen, die meiner Meinung nach zu einer unschönen Entwicklung in der Diskussionskultur beitragen.
Eines ist mir vorab wichtig: Ich möchte in diesem Thread ganz bewusst kein Fingerpointing betreiben. Bitte haltet Namen und persönliche Schuldzuweisungen hier heraus, da diese nur zu Meta-Diskussionen führen, und uns das Wesentliche aus den Augen verlieren lassen. Ich werde solche Beträge im Zweifel moderieren. Zitate, welche ich im folgenden Anbringe, sind daher nur ohne Bezug zu einem User mit meinen eigenen Worten wiedergegeben.
Natürlich trägt die sportliche Situation viel zur Stimmung in diesem Forum bei. Die Situation ist scheiße, darüber müssen wir uns denke ich nicht unterhalten. Nur sollte das nicht als Ausrede dafür dienen, hier jede Diskussionskultur über Bord zu werfen. Für mich sind in einer Diskussion zwei Themen ganz entscheidend:
- Eine Meinung auch als solche deklarieren und nicht in Absoluten sprechen
- Die eigene Meinung auch begründen und im Zweifel erläutern/verteidigen
Zu beiden Punkten kann man ein einfaches Beispiele heranziehen. Für mich liegen zwischen den beiden folgenden Aussagen komplette Welten:
"Gisdol verunsichert alle Spieler und ist dafür persönlich verantwortlich!!!"
"Mir kommt es so vor, als ob Gisdol die Spieler verunsichert, weil [Begründung]. Und dafür mache ich ihn verantwortlich."
Die erste Aussage ist keine Meinung mehr, die ist gleich zementiert. Die Ausrufezeichen zeigen zudem deutlich, dass eine Diskussion sich eigentlich gleich erübrigt hat. Es macht weder Spaß so etwas zu lesen noch darauf zu antworten, auch weil überhaupt nicht argumentiert wird. Daher lösen solche Beiträge häufig keine Diskussion über das Geschriebene sondern eine Meta-Diskussion oder Kleinkriege unter einigen wenigen aus. Womit die Diskussion bzw. der Thread für Unbeteiligte sofort zerstört ist. Die zweite Aussage hingegen ist klar als Meinung zu verstehen, lässt also Spielraum für Meinungen anderer und Gegenrede zu und enthält on top eine Begründung, damit andere auch verstehen können, wie man zu dieser Überzeugung gelangte. Solche Beiträge laden zu weiteren Diskussionen ein und lösen in der Regel keinen Proteststurm aus.
Eine weitere Unart ist für mich auch folgendes: Eine Diskussion unter diversen Usern läuft und diese tauschen z.B. Pro- und Kontra-Argumente darüber aus, warum oder warum man nicht am Trainer festhalten sollte. In diese Diskussion knallt dann jemand die schon berühmte Zeile "28 Spiele nur 3 Siege!!!! Damit ist alles gesagt!!!" dazwischen. Dieser Beitrag trägt nichts zur Diskussion bei, im Gegenteil, er soll sie sogar unterbinden: "damit ist alles gesagt!!!". Nein, es ist nicht alles gesagt, offenbar möchten ja einige Leute hier noch diskutieren. Wenn man neben diesem bereits 100x gebrachten Satz nichts beizutragen hat, bleibt doch bitte einfach ganz weg und spart euch den Beitrag. Denn auch dieser Kommentar sorgt nun dafür, dass einige sich darauf stürzen und nicht mehr über das eigentliche Thema gesprochen wird. Auch das möchte ich nicht außen vor lassen: Die 12 spottenden Reaktionen auf solche Beiträge shreddern den ursprünglichen Austausch genau so sehr wie der nervige Beitrag selbst. Vielleicht sollten wir alle einmal versuchen, unsachliche Beiträge und provokante Einzeiler mehr und mehr zu überlesen, denn dann wird es für den jeweiligen Urheber unattraktiv sie überhaupt zu schreiben. Ich weiß, dass das schwer fällt, das geht mir oft genau so. Ich versuche trotzdem ab sofort, mit gutem Beispiel voran zu gehen und darauf nicht mehr zu reagieren.
Eine Ausnahme bilden für mich an der Stelle die Zeiten während der Spiele. Das ist mehr als Live-Ticker denn als Diskussionsforum zu sehen, die Spielsituationen werden direkt kommentiert, alles geht schnell, mehr als Einzeiler sind da meist gar nicht drin. Dazwischen kommen dann ein paar längere Halbzeitanalysen einzelner User*innen, ansonsten geht es um schnelles Kommentieren des laufenden Spiels. Insofern ist es ein Stück weit normal und auch zu akzeptieren, dass dort jetzt nicht der sachlichste Grundton herrscht und - in Anbetracht der sportlichen Lage - vornehmlich negativ kommentiert wird. Ich schätze, wer das nicht lesen möchte und davon nur schlechte Laune bekommt - und das schließt mich mit ein - sollte den Spieltagsthreads besser einfach fernbleiben. Auch das werde ich selbst ab sofort so halten.
In einer Diskussion möchte man gerne recht haben. Und man möchte andere von der eigenen Meinung überzeugen. Auch geht es in einem Fußball-Forum schon mal robuster her, als das vielleicht in anderen Bereichen der Fall wäre. Das alles ist bis zu einem gewissen Grad legitim und oft ja auch schön. Nur würde ich mir wünschen, dass alle sich vergegenwärtigen, dass man hier nur die eigene Meinung vertritt und diese nicht zwangsläufig die einzige Wahrheit enthalten muss. Andere Meinungen sind ebenso wichtig und durch alle zu respektieren, solange sie vernünftig vorgetragen werden, niemanden beleidigen und die geltenden Regeln und Gepflogenheiten beachten. Und wenn ich merke, dass ich mit meiner Art und Weise, die eigene Meinung zu vertreten, regelmäßig vor eine Wand renne und ich viel Kritik dafür ernte, sollte ich zuerst mich selbst hinterfragen und nicht alle anderen, nur weil sie mich darauf aufmerksam machen. Natürlich bietet auch die Software das (für mich letzte) Mittel, einzelne User komplett zu ignorieren. Das funktioniert aber auch ohne Software, ich überlese z.B. einen User inzwischen komplett, weil ich weiß, dass der Austausch mir persönlich nichts bringt. Das müssen aber letztlich alle für sich selbst entscheiden.
Am Ende eint uns alle eine gemeinsame Leidenschaft:
Wir alle möchten für den FC am Ende nur das Beste. Wir sind uns manchmal nur nicht einig, wie man das Beste für den FC erreicht. Das sollte man sich immer vergegenwärtigen, wenn es mal wieder zu bunt wird.
So, jetzt habe ich sehr viel geschrieben und hoffe, ich kann dazu beitragen, manche von euch dahingehend etwas zu sensibilisieren. Ich fände es sehr schade, wenn sich diese Community nach und nach von innen heraus selbst zerstört, indem wir die Basis einer vernünftigen Streitkultur verlassen und dadurch mehr und mehr User*innen verlieren. Nun würde mich natürlich interessieren, wie ihr das Ganze seht. Denn letztlich ist auch dieser gesamte Beitrag vor allem eines: Nur meine Meinung
Viele Grüße
Klebe (der dieses Brett selbstverständlich weiter betreiben möchte und auch wird)