Baumgart, Steffen (Hamburger SV)

Zitat von Heimerzheimer

Es ist sozusagen eine Art Anti-Guardiola, der für sein abgefahrenes System die richtigen Spieler benötigt und wenn er die hat ist er kaum zu besiegen

Und das ist auch der deutliche Unterschied beim Fußball, den viele nicht verstehen.

Da wird versucht ein System umzusetzen, dabei wird einfach Kampf und Einsatz vergessen.

Wie oft haben wir geflucht über Stolbaken, Rapolder und Co.

In unserer Klasse zählt erstmal der Einsatz. Stimmt der schonmal, kannst du weiter schauen.

Und mit Uth, Duda, Skhiri, Hector und vielen anderen Spielern, haben wir auch gute Spieler, die über den Kampf hinaus auch kicken können.

Das macht Baumgarts System ganz geeignet für uns.

Zitat von Heimerzheimer

Wir haben hier ein Laufspiel und das ist gut, es passt zu den Stärken meiner Spieler und jeder weiß, was er zu tun hat. Sollen sie das doch erstmal stoppen, dann mache ich mir Gedanken, wie ich sie danach ausgehebelt bekomme. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Baumgart ähnlich ist: Er hat eine Idee von Fußball und diese funktioniert. Wenn er damit mal wirklich nicht mehr weiterkäme, kann man sich immer noch um Plan B, C, D Gedanken machen. Aber ich finde, was bei ihm halt auch das ist, was uns auszeichnet, sind eher die Tugenden, die Art Fußball zu spielen, als das es nur drum ginge, bestimmte Passwege zu nutzen um die Flanke in die Mitte zu bringen, den Du einfach zustellen kannst und dann haben wir ein Problem.

Die Sache ist: So einfach, wie manche sich dieses "ausrechnen" vorstellen, ist es am Ende eben nicht. Unser Spiel ist eigentlich recht simpel zu beschreiben, wir kommen z.B. sehr viel über die Außen. Man könnte also sagen, wenn man unsere Außen doppelt, wäre dieser Weg verbaut. Nur musst du dafür erstmal den zusätzlichen Verteidiger dahin bringen. Den halten wir allerdings permanent unter Beschäftigung. Auch wurde befürchtet, wir würden oft in Konter laufen, die dann zu Gegentoren führen. Zwar kam das sicher vor, allerdings kommt hier wieder die extreme Laufbereitschaft und Disziplin der Mannschaft zum Tragen, denn sobald wir den Ball verlieren, rennt die gesamte Truppe. Und zwar nicht vogelwild, sondern sehr koordiniert. Jeder weiß genau, wohin er muss und wie schnell er da sein sollte. Achtet mal auf solche Umschaltsituationen nach Ballverlusten: Der ballführende Gegner wird sofort unter Druck gesetzt, teils von zwei oder drei Spielern. Räume werden eingenommen, Passwege zugelaufen und der Gegner wird nicht selten dazu gezwungen, den Konter abzubrechen und den Rückwärtsgang einzulegen.

Das alles macht uns wahnsinnig schwer zu bespielen, auch wenn man keinen Doktor in Teilchenphysik braucht, um unser System zu verstehen. Wie du schon sagst: Es sind die Tugenden, die uns ausmachen. Die Leistungsbereitschaft jedes einzelnen Spielers, an die Grenzen zu gehen. Das macht einfach Spaß.

Zitat von Heimerzheimer

Er hat eine Idee von Fußball und diese funktioniert. Wenn er damit mal wirklich nicht mehr weiterkäme, kann man sich immer noch um Plan B, C, D Gedanken machen.

Das glaube ich bei Baumgart eben auch! Unser Spiel besteht ja hauptsächlich aus Pressing und Laufarbeit und schnellem nach vorne Spielen. Das mit den Flanken ist nur der letzte Schritt im System und auf unser Spielermaterial zugeschnitten.

Oft wird ja auch gesagt, dass Modeste unsere Lebensversicherung sei und wir ohne ihn viel schlechter da stünden. Das glaube ich eben nicht unbedingt. Auch ohne Modeste können wir pressen und laufen und für das letzte Drittel würde sich Baumgart dann schon etwas anderes einfallen lassen. Aber es hilft natürlich ungemein so jemanden wie den Toni vorne drin zu haben

Zitat von MattEagle

Das hat die Jahre davon allzu häufig gefehlt meiner Meinung nach, da hat man Fußball eher verwaltet als aktiv gespielt.

Der Plan wie man selbst spielen wollte hat fast gänzlich gefehlt und es ist einfach ein Unterschied, ob man einen Plan hat Fehler zu erzwingen und wie man danach spielen will oder destruktiv darauf wartet das der Gegner Fehler macht und einem die Chance quasi glücklich vor die Füsse fehlt.

Viel entscheidender sehe ich aber, dass man sich darauf fokussiert was man selbst machen will und dabei weiß das Fehler passieren und dies akzeptiert, statt ständig nur darauf rumzureiten das Fehler vermieden werden müssen. Aktuell sollen die Spieler mutig agieren und Situationen erarbeiten, vorher sollten sie möglichst vorsichtig spielen um Fehler zu vermeiden. Was dann dabei rauskommt, war quasi egal und jeder Punkt wurde als Geschenk gepriesen. Heute wollen Trainer und Team gewinnen und daher ist die Mannschaft auch viel stärker als letztes Jahr ohne das wir individuell bessere Spieler geholt haben. Dieser Einstellungswechsel war beim FC längst überfällig und ich bin sehr froh das wir mit Baumgart endlich einen Trainer haben der dies auch den letzten Zweiflern eindrucksvoll vor Augen führt.

Unser System deckt halt generell relativ viel ab. Es gibt Lücken und auch Situationen in denen es mal nicht passt...klar...aber generell ist das schon recht gut.

Auch das wir inzwischen in der Lage sind von der Bank aus "nach zu legen" ist sehr erfreulich. Ein Lubicic von der Bank...oder auch mal ein Uth...dazu die Spieler die schon quasi abgeschrieben waren. Ein Skhiri fehlt ja eh schon...länger.

Das spürt man dann schon das man Qualität einwechselt.

Das Basis System wird bleiben denn dafür steht Baumgart.

Einen Plan B wie mancher ihn sich wünscht oder erwartet...der dann ein zb. komplett anderes Spielsystem mit sich bringt wird es denke ich nicht geben. Hier und da was anpassen...oder im Spiel auf Dinge reagieren ja...grundsätzlich sollen die Gegner sich nach uns richten

Noch im vorletzten Jahrhundert hätte man ihn vermutlich heilig gesprochen, denn er bringt Lahme zum Gehen bzw. zum Laufen. Unglaublich, was er in kürzester Zeit aus quasi demselben Fast-Abstiegs-Kader der letzten Saison herausgeholt hat.

Wir machen einfach soviel wiederholt gut und unsere Spiele schaue/diskutiere ich so gern auch mit Leuten, die Fussball mögen ohne (einseitiger) Vereins-Fan zu sein, dass es einfach schön ist.

Da ich die Kappen schon vorher trug, war mir das immer klar

Im Ernst, ich möchte weiter mit dicken Eiern und breiter Brust durch den Fussballcosmos gehen, und den Schalter für dieses (dauernde) Momentum hat der Trainer umgelegt. Erfolgsunabhängig.

Aber schon Karneval wird es nur noch um Erfolg über Klassenerhalt und P12 hinaus gehen können. Danke Baumgart.

Fussball ist eigentlich ein ganz einfaches Spiel, aber viele der sogenannten "Systemtrainer" machen ihn unnötig kompliziert.

Wenn ich an Dortmund und andere Mannschaften denke, die den Ball in das Tor tragen wollen und dann in Schönheit sterben...

Da lobe ich mir doch den Baumgart'schen Fussball. Schnörkellos, über Kampf und Einsatzwillen.

Und genau passend auf das Personal, was bei uns zur Verfügung steht.

So liebe ich den Fussball.

Zitat von Manamana72

Einen Plan B wie mancher ihn sich wünscht oder erwartet...der dann ein zb. komplett anderes Spielsystem mit sich bringt wird es denke ich nicht geben.

und das hat wohl Werder in der letzten Saison das Genick gebrochen, wenn man denen glaubt, die die Werder Spieler mehr verfolgt haben

Ich glaube der Erfolg kommt auch durch sein ingame Coaching. Er merkt Schaub & und Kainz kommen nicht richtig in die Tiefe. Die Verteidiger haben sich gut eingestellt. Glaub es war 2-3 Minuten vor dem Doppelschlag. Er lässt die beiden die Seiten einfach tauschen. Und die Berliner kommen gar nicht damit und fangen sich durch diesen simpeln Trick 2 Tore. Die Spieler setzen das aber auch sehr gut dann um.

Was Baumgart hier in seinem ersten halben Jahr aufgebaut hat ist unfassbar. Und das mit einer Mannschaft, die so im Kern in der letzten Saison fast abgestiegen wäre. Natürlich ist das Ganze erstmal nur eine Momentaufnahme, aber wenn die Entwicklung so weitergeht, dann könnten wir in Sphären vorstoßen, wo wir lange nicht mehr waren. Baumgart ist ein Glücksgriff für den Verein, die Stadt und für alle, die es mit dem FC halten.

Und trotzdem haben wir mittlerweile auch einfach Spielzüge die ich hier in meiner Zeit als Fan eigentlich noch nie gesehen habe, zum Beispiel vor der Chance von Uth die Selke gerade noch so verhindert hat, ziemlich perfektes Passspiel davor bis zum Abschluß.

Habe grade nen alten Artikel zum Verbalkrieg 1987 zwischen uns und den Bayern gelesen, darin stand dieses Zitat:

»Selbst wenn die Bayern nichts drauf hatten«, so Lattek, habe er der Mannschaft und sich so lange eingeredet, »wie stark wir sind, bis wir es geglaubt haben«.

Da musste ich an Baumgart denken, der Kopf ist das dritte Bein usw.

»Ich tobe mich bis an die Grenzen aus«

Der skurrile Psycho-Krieg zwischen Udo Lattek, Uli Hoeneß und Jupp Heynckes *

www.spiegel.de

Man muss sich nur mal vorstellen, wenn alleine das Eigentor in der Nachspielzeit in Freiburg nicht gewesen wäre, stünde der FC nach 18 Spieltagen auf einem CL-Platz und das nicht mal so unverdient oder nur durch Glück, sondern einfach durch guten Fußball und abstellen der Schlafmützigkeit. SB hat bis jetzt richtig gute Arbeit geleistet. Chapeau, weiter so.

Aber auch nur dieses Jahr, weil Topteams so wenig Punkte haben.

Ist Quatsch, mit einer Ausnahme bewegten sich in den letzten 10 Jahren Platz 3 und 4 am 18. Spieltag immer zwischen 30 und 33 Punkten. Außerdem hätte man die Spiele in Frankfurt und Mainz verdient für sich entscheiden können, man hätte zwischen 32 und 34. Nur 2011/12 hatte Platz 3 und 4 deutlich mehr Punkte nach 18 Spieltagen.

Zitat von Kasallamacher

Aber auch nur dieses Jahr, weil Topteams so wenig Punkte haben.

Hm, ... hab mal die 6. und 4. nach dem 18. Spieltag der letzten Jahre rausgesucht

21/22 6. FC 28 Punkte 4. Freiburg 30 Punkte

20/21 6. Frankfurt 30 Punkte 4. WOB 32 Punkte

19/20 6. Leverkusen 31 Punkte 4. BVB 33 Punkte

18/19 6. WOB 28 Punkte 4. RB 31 Punkte

17/18 6. Gladbach 28 Punkte 4. BVB 29 Punkte

... hatte eigentlich auch gedacht, in diesem Jahr ist es weniger - dann doch nicht so stark, wie erwartet. 17/18 sogar noch weniger ...

Zitat von Dr. Mabuse

Man muss sich nur mal vorstellen, wenn alleine das Eigentor in der Nachspielzeit in Freiburg nicht gewesen wäre, stünde der FC nach 18 Spieltagen auf einem CL-Platz und das nicht mal so unverdient oder nur durch Glück, sondern einfach durch guten Fußball und abstellen der Schlafmützigkeit. SB hat bis jetzt richtig gute Arbeit geleistet. Chapeau, weiter so.

Oder Duda gg Leipzig das leere Tor getroffen hätte, wir gg Bielefeld und Augsburg gewonnen hätten.

Gleich haben wir die Meisterschaft herbei konstruiert.