Wenn man damals den Drosten-Podcast gehört hat, der ja auch in der Anfangsphase der Pandemie beraten hat, dann konnte man ja zum einen hören, wie differenziert von Seiten der Wissenschaft beraten wurde und wie schwierig aber auch das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik, Medien und Öffentlichkeit war.
Dennoch: Selten habe ich mich über ein komplexes, wissenschaftliches Thema so informiert gefühlt, wie damals.
Schwierig empfand ich, dass die Diskussion auf sozialen Medien sehr laut war. Ich habe mich damals auch mit einigen Corona"skeptikern" auseinandergesetzt und ganz bewusst auch Beiträge von Personen gelesen, deren Meinung ich nicht teile, z.B. von Prof. Homburg. Wie da z.T. mit extremer Aggressivität mit dem Ziel andere Personen zu diffamieren, Fakten auf Biegen und Brechen gedehnt wurde, um einen Punkt zu beweisen, so dass am Ende -wenn überhaupt- nur noch ein Funke Wahrheit übrig bleibt, das war z.T. wirklich schmerzhaft und auch alles andere als eine Glanzstunde der öffentlichen Debatte. (und muliploar scheint auch genau daran anzusetzen...)
In der Regel war es damals auch schon so: Wenn man seine Argumente sachlich, seriös vorgetragen hat, dann wurde man auch gehört. Ausgewiesene Skeptiker der Maßnahmen waren ja in manchen Bundesländern z.T. in Expertengremien z.B. Streeck. Allerdings ist es auch so -und das ist leider auch Teil der traurigen Wahrheit-, dass sowohl diesem, als auch Wieler, als auch Drosten als auch jeder anderen Person, die versucht hat, seriös an der wissenschaftlichen oder politischen Entscheidungsfindung teilzunehmen ja enormer Hass entgegengeflogen ist.
Man mag über "die Medien" oder "die Politik" schimpfen - Viel schlimmer fand ich aber "die Gesellschaft". Es ist immer leicht zu fordern, dass andere etwas aufarbeiten müssen - Aber gerade für viele der Personen mit Extrempositionen (in diese oder jene Richtung) wäre es wichtiger das eigene Verhalten in der Pandemiezeit zu überdenken.
ZitatUnd Ruhen lassen führt nur dazu, dass bei der nächsten Pandemie das Gleiche abläuft. Lernen und Ändern setzt Kenntnis und öffentliche Aufarbeitung voraus.
Ich würde es allgemeiner formulieren.
Wir befinden uns bereits innerhalb der nächsten Krise: Die Wasserkrise und die Klimakrise sind ja schon sehr akut und diesesmal deutet nichts darauf hin, dass uns wie bei Corona die Impfung die Wissenschaft uns den A**** rettet. Die kommenden Krisen werden eine ganz andere Dimension haben als die Pandemie.
Und man sieht in der gesellschaftlichen Debatte auch wieder die gleichen Muster.